Brautschau auf Italienisch by Jane Waters

Brautschau auf Italienisch by Jane Waters

Autor:Jane Waters
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Romana
ISBN: 3864940443
Herausgeber: CORA Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2012-02-26T23:00:00+00:00


7. KAPITEL

Der Herbst war in London eingezogen. Dunkel und schwer lag der Himmel über der Stadt, nasses Laub klebte auf den Straßen, und launige Windböen trieben die Menschen wie lose Blätter vor sich her. Alice stand am Fenster ihres Apartments und sah nach draußen. Kaum zu glauben, dass sie erst vor zwei Wochen unter der warmen Sonne Italiens noch schönste Sommertage genossen hatte. Der Aufenthalt dort erschien ihr mehr und mehr wie ein Traum, der immer weiter in die Ferne glitt. Doch sie wollte ihn nicht verlieren.

Jeden Abend, wenn sie nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kam, schloss sie die Augen und dachte ganz fest an Alessandro: an seine dunkelbraunen Augen, an seinen durchtrainierten Körper, an dem sie jeden Muskel bewundert hatte, an seine kräftigen Hände, die so sanft sein konnten … Doch dann versank seine Gestalt vor ihrem inneren Auge in dichtem Nebel. Es wurde immer schwieriger, sich an ihn zu erinnern. Und das lag sicherlich auch daran, dass er sie so selten anrief und dabei auch noch kurz angebunden war.

Aber warum? Als sie einmal in einer Stunde großer Sehnsucht seine Nummer wählte, hatte er sehr abweisend reagiert. Im Hintergrund hatte sie Stimmengewirr und Musik vernommen, doch Alessandro hatte behauptet, er sei gerade bei einem wichtigen Termin und könne nicht telefonieren. Mehrfach hatte er sie vertröstet: Bald würden sie länger sprechen und sich in absehbarer Zeit sogar wiedersehen. „Mia gioa“, hatte er mit rauer Stimme gesagt: „Ich freue mich auf dich.“ Trotz dieser Worte jedoch musste Alice nach jedem Telefonat ihre Enttäuschung herunterschlucken und sich darauf besinnen, was sie sich vorgenommen hatte: dass sie ihm vertrauen wollte. Aber dieser Vorsatz lastete seltsam schwer auf ihr.

Sie ging in die Küche, setzte den Teekessel auf und seufzte. Die dunklen Herbsttage boten seit ihrer Rückkehr aus Mailand nicht gerade viel Abwechslung: Sie arbeitete von früh bis spät und besuchte danach ihren Onkel im Krankenhaus. Doch wenigstens ging es Richard schon so gut, dass er am nächsten Tag wieder nach Hause durfte. Das Büro allerdings war für ihn nach wie vor tabu. Sie würde ihn in der nächsten Zeit noch voll und ganz vertreten müssen. Und auch wenn sie stolz darauf sein konnte, diese verantwortungsvolle Aufgabe so gut zu erfüllen, fragte sie sich, wie lange das so weitergehen sollte.

Ein stürmisches Klingeln unterbrach ihre schwermütigen Gedanken. Alice runzelte die Stirn. Wer kam denn an einem unwirtlichen Abend wie diesem so spät noch bei ihr vorbei? Hoffentlich war es nicht William, der möglicherweise die Idee hatte, sie mit einem Blumenstrauß oder einer spontanen Einladung in ein Lokal zu überraschen. Er war zwar wirklich ein sympathischer Kerl, aber sie musste ihm endlich klar und deutlich sagen, dass sie nicht in ihn verliebt war.

„Ich bin’s, Emma!“, ertönte es aus der Sprechanlage. „Kann ich kurz hochkommen?“

Erleichtert drückte Alice auf den Türöffner. Emma war ihr immer willkommen, schließlich war sie ihre beste Freundin aus Jugendtagen. Sie kannten sich in- und auswendig, auch wenn sie sich heute nur noch selten trafen. Alice war viel zu sehr in ihren Beruf eingespannt, und Emma war glücklich verheiratet und Mutter von Zwillingen.



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